Kreisnarrentreffen Kreis Bergstraße
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Fastnachtsumzug Heppenheim Interessengemeinschaft Schirmherr Zugmotto

Was bedeutet ....

Alaaf?
Erstmals im 16. Jahrhundert durch den Fürsten Metternich in einer Bittschrift verwendet (Cöllen al aff = Köln über alles). Im Karneval 1733 als Lob- und Trinkspruch nachgewiesen: "Köllen Alaaf" wird übersetzt mit "Köln allein" - die alte Stadt vornean! Da einmaliges Rufen nicht reicht, wird Köln gleich dreimal "hochgerufen!" Übrigens: Bis vor etwa 20 Jahren hieß es immer: "Köllen alaaf!". Das "n" wurde hernach einfach weggelassen!

 

Aschermittwoch?
Dann ist bekanntlich alles vorbei. Außerdem beginnt an diesem Tag traditionell mit einem Fischessen die Fastenzeit. Man zog sein Bußgewand an uns streute „Asche auf sein Haupt“.

 

Bataillon?
Das Bataillon ist der kleinste taktische Verband und bestehend aus 300–1.200 Soldaten. In ihm sind mehrere Kompanien zu einer Truppe vereinigt.

Das Wort "Bataillon" kommt aus dem französischen und bedeutet so viel wie "Schlachthaufen" (auch: Gewalthaufen). Als solcher war es ursprünglich aus den Einheiten mehrerer Regimenter zusammengesetzt.

 

Büchsenmeister?
Der Büchsenmeister war der Waffenschmied.  Hervorgegangen aus einer Anzahl von Berufen, wie z.B. Glockengießer, Schmied, Schlosser, Tischler usw. waren diese Spezialisten sehr gefragt. Wichtig für jeden Herrschenden war damals die Kunst, über eine größere Distanz auf den Feind zu schießen, und das nicht nur mit Gewehren (Büchsen), sondern auch mit Kanonen und Haubitzen.

 

Bütt?
Die "Waschbütt" (der Waschzuber) diente immer dazu, schmutzige Wäsche zu waschen. Im Karneval diente die Bütt, zumeist in Form eines Fasses, dem Redner als "Stellplatz", aus dem er "schmutzige Wäsche waschen" und dem Publikum die Leviten lesen konnte. Nach und nach ist die Bütt verschwunden, aus den Typenrednern sind mehr und mehr "Erzähler" geworden.

 

Dienstgrad und Dienstposten (Titel)?
Dienstgrade beschreiben den Rang, z.B. Leutnant, Oberleutnant usw.
Ein Titel bezeichnet den Dienstposten, also die Tätigkeit, z.B. Kommandant. Wachoffizier usw.
Der Wachoffizier kann also z.B. ein Hauptmann oder Major usw. sein.

 

Elf
E(galite), L(iberte), F(raternite) - Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit - die Anfangsbuchstaben des Leitspruches der französischen  Revolution ergeben aneinandergereiht das Wort "Elf". Die Karnevalsmützen sind sehr häufig abgeleitet von den Jakobinermützen, der Kopfbedeckung der Revolutionäre.
Es gibt noch viele andere Erklärungen über Ursprung und Bedeutung dieser als "närrisch" bezeichneten Zahl. Am 11.11. um 11.11 Uhr wird die neue Session eröffnet, der Sitzungspräsident steht dem "Elferrat" vor usw.

 

Elferrat?
Närrische Stützen jeder Festsitzung. Der erste Elferrat wurde 1829 in Aachen gebildet und war Teil der Etablierung einer 'Gegenregierung' der Narren.

Fastnachtsumzüge, die Reste des Schlaraffenlandes?
Sie lesen sich wie Beschreibungen eines Schlemmerparadieses, die Berichte aus Mainzer Gardelagern. Berge von Fleisch und Würsten sollen sich da Mitte des 19. Jahrhunderts getürmt haben, Haufen voller Weinflaschen mit den besten Tröpfchen. 1863 etwa berichtete ein Chronist vom Gutenberg-Platz, wo sich wie immer das Ranzenbataillon versammelt hatte, von "dampfenden Kesseln, Türmen von Brotringen, Schinken usw. sowie ungeheuren Batterien von Zweipfünderflaschen." Schweine, Hammel oder Ochsen drehten sich am Bratspieß. Immer wieder auch überraschten zu Rosenmontag Metzger und Bäcker die Mainzer, indem sie Wurst und Brot gleich zentnerweise verteilten.

Kein Vergleich freilich mit den Mengen an Süßigkeiten, welche die Teilnehmer, vorrangig die Fastnachtsvereine, bei Fastnachtsumzügen heute unters närrische Volk bringen. Hinter all den Aktionen steht die Vorstellung vom Honigkuchenland, das als Schlaraffenland schließlich weltberühmt wurde. Bekannt für die gebratenen Tauben, die dort jedem in den Mund fliegen.

Das Schlaraffenland ist eine Erfindung der Literatur. Ein Reich des Seins, der ewigen Gegenwart, in dem niemand nach dem \Nie und Warum fragt. Ein Traum, der im späten Mittelalter Gestalt annahm. Damals berichteten mitteleuropäische Schriftsteller von einem Reich des Überflusses. Mit Zäunen aus Würsten, Fenstern und Türen aus Lachs oder Stör. Mit Brettern aus Pfefferkuchen, Bänken aus Ravioli, Latten aus Aalen und Ziegeln aus Fladen. "Durch dieses Land", heißt es in einer mittelhochdeutschen Beschreibung, "strömt ein Fluß aus goldenem Wein und Bier. Jeder darf dort trinken, ohne zu zahlen, ob er Bier, Wein oder Most will." Im Schlaraffenland war die Zeit aufgehoben, galt der ewige Sommer. Jeder Monat zählt fünf Wochen, und es gibt viermal Ostern im Jahr und vier Pfingsten, das ist wahr, und vier Weihnachtstage und einmal Fasten in hundert Jahren", beschrieben die Literaten das Paradies der Sünder.

1494 hatte sich eine Handvoll Narren in Sebastian Brants "Narrenschiff" dorthin auf den Weg gemacht. "Ein Bach führt Milch, ein anderer \Nein. Von hohen Bäumen fallen da hinein Semmeln, Wecken und auch Brot, dazu was sonst noch nötig ist. Aus warmen Kuchen bestehen die Dächer, nicht hoch, das kommt uns gelegen. Wenn wir die essen, bringt das nicht Schaden, ein anderer Fladen wächst halt nach", schrieb Brant über das Schlaraffenland.

Auch Hans Sachs, den großen Volksdichter, hatte es beeindruckt. 1530 schrieb er den Schwank "Das Schlaweraffenland". "Wer ein Nichtsnutz ist, nichts lernen will, der kommt im Land zu großen Ehren; denn wird einer als der trägste anerkannt, so wird er König des Reiches." Texte, die in Erhard Schöns Holzschnitten schließlich Gestalt annahmen, der Bilder mit Wein spendenden Brunnen und Lebkuchenhäusern schuf.

1567 entwarf Pieter Bruegel der Ältere sein Bild vom Schlaraffenland, das heute in der Münchner Alten Pinakothek hängt. Drei vollgefressene Faulenzer zeigt es, rund herum die Zutaten des Schlemmerparadieses: Milchseen und Breiberge, ein Kaktus aus Brot und ein mit Messern bestücktes Schwein.

Schließlich aber war es die Fastnacht, in dem das Schlaraffenland reale Gestalt annehmen sollte. Die Tage vor Aschermittwoch, die dem Narren zügellose Gelage erlaubten. "Das Schlaraffenland ist der Traum eines nie endenden Karnevals und der Karneval ist ein zeitlich begrenztes Schlaraffenland, mit der gleichen Betonung der Schlemmerei und der Umkehrung normaler Verhältnisse", analysierte die Wissenschaft die Beziehung zwischen beiden. In Italien fand das Schlaraffenland zu seiner Blüte.

In Bologna oder Rom zum Beispiel, wo sich im 18. Jahrhundert an den Karnevalstagen das Fleisch zu hohen Bergen türmte. Am augenfälligsten aber in Neapel, wo sich aus den während der Fastnachtszeit üblichen Umzügen die "Cucagna Napoletana" entwickelte. Ein Fest der Völlerei, das sich gleich über alle vier Sonntage vor Aschermittwoch dehnte. Am ersten war der Brotwagen unterwegs, dann der Fleischwagen, der auch mit Obst und Gemüse beladen war. Am dritten folgte der Wagen der Jagd, bestückt mit Geflügel und Wurst. Karnevalsonntags schließlich tourte der Fischwagen durch die Stadt.

Aus Sicherheitsgründen wurden die Umzüge schließlich durch ein Fest vor dem königlichen Palast ersetzt, wo man Tempel voller Würste und Fleisch errichtet hatte. Dazu floß Wein aus künstlichen Brunnen. Eine Woche lang stand das Schlemmerparadies zur Schau, ehe es zur Plünderung freigegeben wurde. Und während das einfache Volk sich ums Essen prügelte, amüsierten sich König und Adel auf dem Balkon über den hungrigen Mob. Jahrzehnte ging das so, bis die Veranstaltung immer mehr ausartete, das Volk schon vorzeitig die Freßstempel plünderte. Als sich schließlich sogar seine Wachsoldaten daran beteiligten, setzte der König die Veranstaltung ab. Im wahrsten Sinn des Wortes abgespeckt über-lebte sie schließlich als Brauch zur Kirchweihe. So werden heute noch immer zur Kirmes in vielen Gemeinden große, mit Schinken, Wein und Brot behängte Bäume aufgestellt. Die Plünderung dieser Kirmesbäume ist der letzte Rest der neapolitanischen Cucagna.

Auch in den närrischen Feldlagern, wie sie Mitte vorletzten Jahrhunderts an den Tagen vor Aschermittwoch in Mainz auf geschlagen wurden, hatte die Idee vom Schlaraffenland zunächst weitergelebt. Mit zunehmender Industrialisierung freilich, in deren Folge für Müßiggang kein Platz mehr war, verlor das Schlaraffenland an Ansehen, verkam zur romantischen Märchenkulisse. Männer wie die Brüder Grimm interpretierten die närrische Gegenwelt neu, machten aus dem Reich der sorglosen Säufer und frechen Fresser moderne Freizeitparks, in denen die Fleißigen als neue Helden reüssierten.

Heute fallen die Eß- und Trinksitten der Narren weit weniger als früher aus dem Rahmen. Zwar wird zu Fastnacht noch immer gern über den Durst getrunken, grenzenlose Völlerei aber gibt es kaum noch. Ochsen am Spieß und Wein aus Brunnen sind längst Karnevalsgeschichte. Selbst Wurst und Handkäsröllchen, die heute bei manchen Umzügen neben all den Süßigkeiten ans närrische Volk verteilt werden, sind nur matte Erinnerung an karnevalistische Gegenwelten.

So betrachtet sind die Fastnachtsumzüge die letzten Reste des Schlaraffenlandes.
 

Fastnacht, Schwellenfest vor dem Aschermittwoch.

Die Fastnacht, der Fasching oder der Karneval sind keine liturgische Zeiten, rechnen nicht eigentlich zum kirchlichen Festjahr. Fastnacht ist aber ein Schwellenfest vor dem Aschermittwoch und ohne die nachfolgende Fastenzeit nicht denkbar.

Als "fünfte Jahreszeit" - nämlich neben dem Oster- und Weihnachtsfestkreis und den beiden Zeiten im Jahreskreis gehört die Fastnacht in allen katholischen Ländern zum festen Bestandteil des - nichtliturgischen - Festjahres. Schon um 1200 ist mhd. vastnacht (= Vorabend des Fasttages Aschermittwoch) belegt. Für später ist das leichter auszusprechende "vas[e]nacht" belegt, das das mittelrheinische und oberdeutsche "Fas[e]nacht" ausbildete. Es wird nicht ausgeschlossen, dass der Begriff "Fastnacht" (auch) durch ein im frühnhd. "faseln" = gedeihen, fruchtbar sein, enthaltenen Stamm mit der Bedeutung "Fruchtbarkeit" mitgeprägt wurde, vgl. die rheinische Begriffsbildung "Fasabend, Fas(t)elabend.

Ehe die Fastnacht im 12. Jahrhundert durch die Kirche auf die Zeit vor dem Fasten eingegrenzt wurde, wurde in ganz Deutschland die Fastnacht als Vorfrühlings- und Fruchtbarkeitsfest gefeiert. Heute gilt der 11.11. (Elfter im Elften) als offizieller Fastnachtsbeginn. Wenn auch die Zahl 11 als Symbol- und Narrenzahl schon bekannt war, gilt der 11.11. als Narrendatum erst seit dem 19. Jahrhundert. Die Fastnacht begann früher und beginnt vielfach auch heute noch (= Fastnachtssession) am Dreikönigstag, eine Nachwirkung des alten Bohnenfestes. Die eigentliche Fastnacht dauert sechs Tage: Sie beginnt im Alemannischen am Donnerstag (gumpiger, schmotziger Donnerstag) vor Karnevals-Sonntag oder im Rheinischen an Weiberfastnacht, dem Freitag vor Karnevalssonntag ("kleiner Fastabend") und dauert bis zum Karnevalsdienstag (Veilchendienstag). Der Karnevalssonntag (Estomihi) hieß auch "großer Fastabend". Als die "drei tollen Tage" galten Donnerstag bzw. Freitag, Sonntag und Dienstag. Als sich nach 1823 der Rosenmontag durchsetzte, lief dieser Tag dem "Veilchendienstag" den Rang ab. Als ein Gegengewicht zu den "tollen Tagen" legte die Kirche gern das Ewige Gebet in die Fastnachtszeit.

Nachdem die Synode von Benevent 1091 (vgl. Fastenzeit, österliche) die Fastenzeit neu geordnet, sich die Fastenzeit deshalb um eine Woche nach vorn verschoben hatte, konnte sich diese Neuordnung vor allem am Oberrhein nicht gegen die ältere Tradition durchsetzen. In Basel, Baden und in Teilen des Markgräflerlandes hielt man an der "alten Fastnacht" als "Bauernfastnacht" zum alten Termin gegenüber der "Herrenfastnacht" am neuen Termin fest. Bis heute beginnt in diesen Gebieten die Fastnachtszeit erst, wenn andernorts bereits die Fastenzeit begonnen hat. Die Alte Fastnacht war oft auch eine protestantische Demonstration gegen die "katholische" Fastenzeit. Die Alte Fastnacht ist geradezu sprichwörtlich geworden: Wer zu spät kommt, kommt hinterher wie die alte Fastnacht. Wer ein schlechter Zahler ist, weil er immer auf die Zukunft vertröstet, für den fällt die Fastnacht immer spät.

© Dr.theol. Manfred Becker-Huberti, Köln

Feldscher?
Der Feldscher (auch Feldscherer) war der Truppenarzt, ein Heilkundler in früheren Heeren, z.B. der Landsknechte. Er war ursprünglich der Bartscherer, der Friseur, der aber auch Zähne zog und allerlei Heilhilfe leistete und vor allem als chirurgischer Operateur tätig war. Er zog den Verwundeten die Kugeln und schnitt ihnen die Pfeile heraus. Später trat an seine Stelle der Militärarzt.

 

Funkenmariechen, Tanzmariechen oder kurz Mariechen?
Fesche Tanzmädchen, die im Karneval zur Freude des Publikums unermüdlich ihre Beine schwingen.
Das Tanzmariechen ist eine auf die früheren Marketenderinnen zurückgehende traditionelle Figur im Karneval und kam zunächst nur im Rheinland vor. Gleichbedeutende Bezeichnungen sind
Funkenmariechen oder Regimentstochter (z. B. bei der Ehrengarde im Kölner Karneval).

Die Funken-Artillerie war eine bespannte Einheit mit Pferden und berittenen Meldern. Die Stadtsoldaten gehörten z.B. in Köln zum täglichen Erscheinungsbild und wurden wegen ihrer leuchtend roten Uniformröcke im Volksmund "Rote Funken" genannt.

 

Helau?
Erklärungsversuche gibt es genug. Manche vermuten hinter dem "Helau" eine Abwandlung des Anrufs "Hallo", der englisch ausgesprochen – "hällou" – dem Schlachtruf der Narren noch näher kommt. Andere bringen das Wort mit "Hellblau" oder "Halbblau" im Gegensatz zu Ganzblau (Zustand) in Zusammenhang. Ebenso zweifelhaft wie diese Deutungen dürfte jene sein, die "Helau" vom alten Ruf "Hol über" ableitet, mit dem "Spätheimkehrer" nach dem Besuch – nicht nur – karnevalistischer Veranstaltungen die Fähre von der anderen Rheinseite heranholten. Am Niederrhein soll das "Helau" auch einmal ein Hirtenruf gewesen sein.

 

Historie der Fastnacht, Alter Brauch in neuem Licht

Wenn die Fastnacht herannaht, bringt sie nicht nur die Aktiven in Schwung, sondern sie beschäftigt auch die Forscher: Heidnisch-germanisch sei das Narrentreiben, sagen die einen, während die anderen behaupten, es handle sich um einen christlichen Brauch. Der neueren volkskundlichen Forschung ist es gelungen, dem einstigen Sinn der Fastnacht jetzt dadurch näher zu kommen, dass sie einfach nach dem Hauptrepräsentanten der tollen Tage fragt, dem Narren. Und dabei gibt es erstaunliche Entdeckungen.

Der Narr war ursprünglich keineswegs eine lustige Figur, geschweige denn eine Fastnachtsgestalt. Vielmehr stammen die ältesten Bilder von Narren, die überhaupt bekannt sind, allesamt aus einem religiösen Zusammenhang - genauer gesagt aus Psalmenhandschriften. Und zwar stehen sie dort jeweils am Anfang des 52. Psalms, der mit den Worten beginnt: "Dixit insipiens in corde suo: non est Deus - der Narr sprach in seinem Herzen: Es gibt keinen Gott." Um diesen Text zu illustrieren, verzierten die klösterlichen Buchmaler das D-Initial von "Dixit" seit dem 12. Jahrhundert regelmäßig mit einem Narren, der dem weisen König David gegenübertritt. Will man nun heute die allmähliche äußere Entwicklung der Narrenfigur studieren, so braucht man dazu nur die entsprechenden Initialminiaturen in verschiedenen Psalterien vom 12. bis zum 16. Jahrhundert zu verfolgen.
Hierbei zeigte sich, wie aus einer zunächst wenig spezifischen Figur nach und nach der Typus des uns allen bekannten Standardnarren mit Eselsohrenkappe, Schellen und Narrenszepter entstanden ist. Jedes einzelne seiner Kennzeichen hatte eine fest umrissene Bedeutung und wies dem Narren eine ganz bestimmte negative Eigenschaft zu. Die Eselsohren symbolisierten die Dummheit, das Zepter mit dem Portrait des Trägers auf der Spitze - später übrigens abgelöst vom Spiegel - veranschaulichte die Selbstgefälligkeit. Und die Schellen endlich waren ein Sinnbild dafür, dass dem Narren die Tugend der christlichen Nächstenliebe fehlte. Als Begründung hierfür wurde stets das Paulus-Wort aus 1 Korinther 13,1 angeführt: "Wenn ich mit Menschen- und Engelszungen redete, hätte aber die Liebe (=caritas) nicht, wäre ich ein klingendes Erz und eine tönende Schelle."
Diese anfangs rein theologische Definition des Narren als Negativfigur hatte weitreichende Konsequenzen, denn die ihm vom Psalm 52 zugeordnete Aussage: "Non est Deus - es gibt keinen Gott" stilisierte ihn schließlich zum Inbegriff der Gottesferne, der Sündhaftigkeit, ja sogar der Erbsünde schlechthin. Und eben hieraus resultierte eine Bedeutungsebene des Narrenwesens, die uns heute kaum mehr bewusst ist. Wenn das Mittelalter nämlich Narrheit und Erbsünde gleichsetzte und wenn man streng biblisch davon ausgeht, dass durch die Erbsünde der Tod in die Welt kam, so wurde die Narrenfigur damit zwangsläufig auch zum Sinnbild irdischer Vergänglichkeit.
Tatsächlich liefert die Bildtradition hierfür bemerkenswerte Belege. Von Hans Sebald Beham gibt es zum Beispiel eine Radierung aus dem Jahr 1540, die zeigt, wie ein Narr einem Mädchen Blumen überreicht. Ein Jahr später brachte Beham dasselbe Motiv nochmals als Kupferstich heraus. Die beiden Drucke gleichen sich fast haargenau, nur die Gestalt des Narren hat sich verwandelt: Statt des feisten Torengesichts der Radierung starrt nun ein grinsender Totenschädel unter der Eselsohrenkappe hervor, und statt der Blumen bekommt das Mädchen jetzt ein Stundenglas in die Hand gedrückt.

Nach allem was man mittlerweile über die alte Narrenidee weiß, ist klar, dass die Verwandlung des Narren in den Tod bei Hans Sebald Beham letztlich keine Veränderung, sondern vielmehr eine Entlarvung war. Die Gestalten Narr und Tod standen nahezu gleichbedeutend für ein und dasselbe: Vanitas - die Nichtigkeit und Hinfälligkeit der Welt. Diese beunruhigenden Entdeckungen werfen nun plötzlich ein ganz neues Licht auf den einstigen Sinn der Fastnacht, zu deren Hauptfigur der Narr spätestens um 1500 wurde. Offenbar steckte hinter dem Hochfest der Narretei eben doch einmal wesentlich mehr als nur lärmender Unsinn und vordergründige Ausgelassenheit. Wer um die ideengeschichtliche Nachbarschaft der Figuren Narr und Tod weiß, beginnt beispielsweise zu ahnen, dass es früher einen tiefen Sinnzusammenhang zwischen Fastnacht und Aschermittwoch gegeben haben muss. In der Katholischen Kirche wird an keinem anderen Tage des Jahres das "memento mori", die Mahnung, an den Tod zu denken, so eindringlich ausgesprochen, wie eben am Aschermittwoch, dem der Auftritt der Narren an Fastnacht vorausgeht.

Wer ein wenig hellhörig ist, der entdeckt zudem hochinteressante Wechselbeziehungen zwischen kirchlicher Verkündigung und Brauchphänomenen. So ist es wohl kaum Zufall, dass etwa die Schellen vieler traditioneller Fastnachtsnarren im Laufe der Zeit geradezu überdimensionale Formen angenommen haben. Die Schelle als Zeichen der Lieblosigkeit war nämlich häufig gerade zur Fastnachtszeit in der Kirche ein bevorzugtes Predigtthema. Der Grund hierfür ist einfach: Bis zum II. Vatikanischen Konzil sah die alte Leseordnung fast ein Jahrtausend lang jeweils exakt am Fastnachtssonntag die Schriftstelle 1 Kor. 13 als Epistel vor: "Wenn ich mit Menschen- und Engelszungen redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich wie ein klingendes Erz und eine tönende Schelle."

Das "Non est Deus - es gibt keinen Gott" als Hauptaussage des Narren erklärt weiter, warum es früher Kindern verboten war, im Jahr ihrer Erstkommunion an Fastnacht ein Narrenkleid anzuziehen. Ebenso versteht man jetzt, warum Priester sich bis vor wenigen Jahrzehnten vom Narrentreiben fernhalten mussten. Man fängt an, zu spüren, warum Fastnacht und Fastenzeit als zwei einander bekämpfende Welten notwendig zusammengehören; und man begreift vor allem auch, warum der närrische Mummenschanz ab etwa 1540 zwangsläufig in den Streit der Konfessionen geriet, der schließlich dazu führte, dass sich in den katholischen Gegenden die Fastnacht bis heute erhalten hat und in evangelischen nicht.

Autor: Werner Mezger

Karneval?
Als Karneval, Fastnacht oder Fasching bezeichnet man traditionell die Zeit der Ausgelassenheit, Fröhlichkeit und überschäumenden Lebensfreude vor Beginn der österlichen Fastenzeit (Passionszeit).

Als Fastnachtszeit hat sich in Deutschland und der Schweiz die Spanne vom 11. November, 11:11 Uhr bis zum Aschermittwoch eingebürgert. Jedoch wird vielerorts die Fastnacht erst an Dreikönig begonnen. Auch in Österreich beginnt der Fasching am Dreikönigstag. Die Bedeutung der Fastnachtszeit für viele Menschen drückt sich darin aus, dass man sie in vielen Gegenden die fünfte Jahreszeit nennt.

Begonnen hat der Karneval im Zweistromland, im Land mit den ersten urbanen Kulturen. Ein altbabylonische Inschrift aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. gibt Kunde davon, dass unter dem Priesterkönig Gudea ein siebentägiges Fest gefeiert wurde und zwar nach Neujahr als symbolische Hochzeit eines Gottes. Die Inschrift besagt: "Kein Getreide wird an diesen Tagen gemahlen. Die Sklavin ist der Herrin gleichgestellt und der Sklave an seines Herrn Seite. Der Mächtige und der Niedere sind gleich geachtet."
Hier wird zum ersten Mal das Gleichheitsprinzip bei ausgelassenen Festen praktiziert und es ist bis heute ein charakteristisches Merkmal des Karnevals.


In den ganzen mittelmeerischen Kulturen lassen sich ähnliche Feste, die meist mit dem Erwachen der Natur im Frühling in Zusammenhang stehen, nachweisen: In Ägypten feierte man das ausgelassene Fest zu Ehren der Göttin Isis, die Griechen veranstalten es für ihren Gott Dionysos und die Römer weihten es ihrem Gott Saturn und nannten die Festtage die Saturnalien.

In Rom feierten die Sklaven mit ihrem Herrn, man saß myrtenbekränzt bei Tische, trank und aß nach Herzenslust, konnte jedes freie Wort wagen und überschüttete sich mit kleinen Rosen. Aus den Rosen wurde in unseren Tagen das Konfetti.

Die Römer veranstalteten farbenprächtige Umzüge, bei denen ein geschmückter Schiffswagen, der "carrus navalis", mitgeführt wurde. Daraus bildete sich vermutlich die Bezeichnung Karneval und nicht aus dem italienischen "carne vale", "Fleisch lebe wohl", wie so oft behauptet wird. Die Römer kannten nämlich den Aschermittwoch, auf den das "carne vale" zutreffen würde, gar nicht. Der Aschermittwoch mit seinen Bußübungen kam erst im christlichen Mittelalter auf. Auch heute noch spricht man vielerorts vom „Narrenschiff“.

Die Anfänge des rheinischen Karnevals gehen möglicherweise auf die römischen Saturnalien zurück, denn es dürfte feststehen, dass die römische Besatzung am Rhein sie nach heimatlichen Brauche mit einem Umzug und einem Schiffswagen beging. Allerdings gab es nach dem Abzug der Römer jahrhundertlange Unterbrechungen in diesem Brauchtum. Erst im christlichen Mittelalter wurden die althergebrachten Frühlingsfeste wieder organisch in den Rhythmus der Feste eingefügt. Nun kamen auch die Namen Fastnacht und Fasching für die Feste auf. Das kann mit der "Nacht vor dem Fasten", aber auch mit faseln, was soviel heißt wie fabulieren, zusammenhängen.
 
Erst im 12. Jahrhundert findet man die ersten Anzeichen für größere Fastnachtsfeiern. So ist überliefert, dass der erste Karnevalswagen 1133 in Aachen gebaut wurde. Und im Jahre 1341 fand der erste Karnevalsumzug in Köln statt. In diesem Jahrhundert breitete sich die Festnacht beziehungsweise der Karneval verhältnismäßig rasch über weite Teile Mitteleuropas  aus.

Die Reformation verdammte das fröhliche Treiben und so gerieten viele Bräuche zum Teil wieder in Vergessenheit. Im Barock und Rokoko jedoch wurden vor allem auf Schlössern und an den Fürstenhöfen rauschende Karnevalsfeste gefeiert. Und bald machte es das reiche Bürgertum in den Städten den Adeligen nach.

Während der internationale Karneval sich häufig zu Künstlerfesten stilisierte und recht exklusiv wurde, entwickelte sich die Fastnacht – vor allem in ländlichen Bezirken und in Kleinstädten zu Hause – ganz anders. Hier hatte sich noch altes heidnisches Brauchtum gleichsam im Unterbewusstsein erhalten. Alte Tänze, Masken und Kostüme bestimmten hier das Bild – und bestimmen es heute noch. Das gilt vor allem für Österreich, die Schweiz, Bayern und Baden-Württemberg. Diesem Brauchtum liegt die heidnische Austreibung des Winters zugrunde, eine Art Dämonenvertreibung. Einmal im Jahr feiert man ausgelassen.

Nicht überall konnte sich der Fasching und der Karneval etablieren, nicht in England, auch nicht in den nordischen Ländern und in den USA erst neuerdings in schüchternen Anfängen.

Es muss auch der Menschenschlag vorhanden sein, der übermütig und lebensfroh zu feiern versteht.
 

 

Konfetti? siehe Karneval

 

Marketender?
Im Mittelalter war der Marketender jemand, der den Militärtross begleitete. Er trieb Handel mit den Soldaten, verpflegte diese und versorgte sie medizinisch. Heute wird der Begriff Marketenderin noch für Frauen verwendet, die eine Marschkapelle oder Blaskapelle begleiten und die Musiker mit Getränken versorgen (hauptsächlich in Süddeutschland und in Österreich). Der Begriff Marketender setzt sich zusammen aus dem italienischen Wort mercato "Der Händler" und dem lateinischen Wort tendere "darbieten".
 
Die Funkenmariechen einiger rheinischer Karnevalsvereine werden ebenfalls Marketenderinnen genannt.

 

Narrengruß?
Beim charakteristischen närrischen Gruß spielt die Narrenkappe eine wichtige Rolle. Dabei wird die rechte Hand an den linken Kappenrand geführt.
Der militärische Gruß (Hand an die Kopfbedeckung legen) kommt aus der Zeit der Ritter. Man gab sich zu erkennen, indem man kurz das Visier anhob, damit der Gegner sehen konnte, wen er vor sich hat. Dann wurde das Visier wieder abgesenkt und der Kampf begann. Diese typische Handbewegung wurde dann - auch ohne Visier – zum Gruß beibehalten.
Wenn ein Ritter sich auf diese Art zu erkennen gab, kämpfte er „ritterlich“. Ließ er das Visier offen, begünstigte er sogar einen vermeintlich schwächeren Gegner, indem er ihm eine weitere Angriffsfläche darbot. Daher kommt auch der Ausdruck „mit offenem Visier kämpfen“.
 

 

Offizierspatent?
Der Begriff Offizierspatent kommt von lat. literare patentes und bedeutet landesherrlicher "offener Brief". Durch das Patent wurde die Ernennung zu einem Offiziersdienstgrad wirksam und glaubhaft gemacht. Das Datum der Ausfertigung legte die Rangfolge im Dienstalter fest. Die dem Offizier zustehenden Vorrechte und Pflichten waren im Text vermerkt.

 

Proviantmeister?
Der Proviantmeister war für die Besoldung und Verpflegung der Landsknechte zuständig

 

Profoss?
Der Profoss (Provost), auch Stock- oder Rumormeister genannt) war die Militärpolizei der Landsknechte der auch von den Marketendern eine gewisse Schutzgebühr kassierte.
Der Begriff stammt ursprünglich aus der Zeit der Landsknechte. Sein Amt und Name sind französischen Ursprungs, vielleicht dem lateinischen "Präpositus" entstammend. Zumeist im Hauptmannsrange stehend, gehörte es zu seinen Aufgaben, Gesetz und Befehl bei den Regimentsangehörigen und deren Familien durchzusetzen.

Der Profoss  sorgte dafür, dass die Anweisungen der Offiziere in einem vernünftigen Rahmen umgesetzt wurden. Er hatte Befugnisse, die heute der Militärpolizei entsprechen, und war auch bei der unteren Militärgerichtsbarkeit beteiligt. Das Symbol für das Recht zur Bestrafung von geringfügigen Vergehen war ein Stock

Der Profoss war zuständig für Ruhe, Ordnung und Sauberkeit im Lager. Wenn es Zeit für die Nachtruhe war, zog er, begleitet von einem Pfeifer, durch die Marketenderzelte und schlug mit einem Stock auf die Zapfhähne der Bier- bzw. Weinfässer. Von diesem Zeitpunkt durfte aus diesem Fass nichts mehr gezapft werden. Dieses Schlagen auf die Zapfhähne wurde Zapfenstreich genannt. Würfelspiel und dergleichen mussten sofort beendet und die Gläser oder Becher geleert werden. Anschließend war der Weg zurück ins Lager in gehöriger Ordnung anzutreten.
Aus dem Rückweg ins Lager mit Begleitung durch Trommler und Pfeifer und einem gemeinsamen Abendgebet vor der Nachtruhe hat sich der "Große Zapfenstreich" entwickelt.

In manchen Karnevalsgesellschaften begleitet der Profoss, auch Zeremonienmeister genannt, die auf der Sitzung auf und abtretenden Büttenredner, Sänger, Karnevalsprinzen, Garden, Tanzgruppen usw. Er führt einen mit dem Gesellschafts-Wappen gekrönten und mit schellenbehangenen Bändern in den traditionellen Gesellschaftsfarben verzierten Vortragsstab.

Bei offiziellen Anlässen (z. B. Karnevalserwachen oder Rosenmontagszug) trägt er mancherorts die Standarte der Gesellschaft.

 

Quartiermeister?
Der Quartiermeister war für die Unterbringung der Soldaten verantwortlich.
Der Name kommt von „Viertel“ (Quart...), denn früher war in Friedenszeiten der Quartiermeister die für ein Stadtviertel zuständige Person, die u. a. den Wachdienst, die Bürgerwehr und den Brandschutz organisiert.
Quartiermeister bestimmten den Lagerplatz und verwaltet unter anderem Waffen und Rüstzeug sowie die Pferde. Landsknechte waren verpflichtet, ihre Ausrüstung selbst zu warten und beim Quartiermeister zu kaufen.

 

Regiment?
Früher waren Regimenter eine selbständige, aus mehreren Bataillonen bestehende Truppenabteilung.
Die Infanterieregimenter hatten meist 2-3 Bataillone, die Kavallerieregimenter 4 bis 6 Bataillone.

 

Schmied?
Er war der Spezialist für die Pflege, das Ausschneiden und das Beschlagen von Pferdehufen (Der Huf ist ein Fuß, der zum Schutz von Hornsubstanz ummantelt ist. Bei Paarhufern spricht man von Klauen , während der Begriff Huf normalerweise den ... ) mit Hufeisen (Ein Hufeisen ist ein U-förmig gebogenes und mit Nagellöchern versehenes Eisen, das Pferden zum Schutz der Hufe an diesen durch Aufnageln befestigt wir... )die er traditionell auch selbst im Schmiedeprozess (Schmieden ist das spanlose Umformen von Metallen zwischen zwei Werkzeugen. Das zu schmiedende Halbzeug wird in einem Ofen erwärmt, im Gegensatz zum Pr... ) herstellt und sie der Form des Pferdehufes anpasst. Die Arbeit beinhaltet auch die Behandlung verletzter und kranker Hufe.

Bei Haltungsfehlern und Hufkrankheiten (Hufrehe ist eine Pferdekrankheit und bezeichnet die Entzündung der Huflederhaut beim Pferd . Man kann diese durch Überbelastung entstandene Rehe in zw... ) (Eine sogenannte hohle Wand ist eine Erkrankung eines Hufes bei einem Pferd . Dabei löst sich bei einem Pferdehuf der Zusammenhalt innerhawird der Schmied auch therapeutisch tätig, indem er durch das Anbringen spezieller Beschläge des Heilungsprozess unterstützt.

 

Tross?
Der Tross umfasst alle Zivilisten wie Marketender, Gaukler, Frauen der Landsknechte und Kinder. Sie wurden oft zu Schanzarbeiten und Artillerie-Hilfsarbeiten herangezogen.

 

Zapfenstreich? - siehe Profoss

 

Zeremonienmeister? - siehe Profoss

 


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